Schriftwahl und Leserlichkeit
Bei der Frage, welche Typen von Schriften sich am besten lesen lassen, scheiden sich bereits die Expertenmeinungen. Folgende Thesen stehen dabei im Raum, deren jeweilige Validität jedoch leider noch nicht zufriedenstellend wissenschaftlich erforscht ist:
- Schriftarten mit Serifen sind für lange Texte besser geeignet als Grotesk-Schriften. Der Grund: Serifen tragen durch ihre Form und Platzierung zur besseren Zeilenbildung bei und sorgen dafür, dass das Auge wie auf Schienen besser durch den Text gleitet.
- Am Bildschirm sind Serifenschriften unterhalb eines dargestellten Schriftgrades von 16 Pixeln in der Regel eine große Herausforderung für die Leserlichkeit von längeren Texten. Nur wenige Schriften sind in der Lage, auch in 14px oder gar 12px für eine überzeugende Leserlichkeit zu sorgen.
- Ähnliche Buchstaben, die sich in kleinen Details voneinander unterscheiden, erleichtern die Texterfassung, weil sie charakteristische Silben- und Wortbilder erzeugen. Natürlich sollten die Zeichen trotzdem die gleiche grundsätzliche Formensprache sprechen. Doch je weniger direktes Formen-Recycling zwischen den Buchstaben betrieben wird, desto weniger Irritationen entstehen beim schnellen Lesen. Dies gilt insbesondere für die spiegelbildlichen Formen von q / p / d / b. Aber auch die vom Skelett her ähnlichen Zeichen i / j oder r / n.
- Leserlichkeit ist Übungssache. Schriften, die wir ständig um uns haben, können wir auch schneller und sicherer lesen, völlig unabhängig von deren Gestaltung. Dieser Faktor lässt empirische Studien über die Lesequalität von existierenden Schriften schwierig werden, denn wo findet man heutzutage noch neutrale Probanden, die im Alltag nicht überproportional häufig Arial zu sehen bekommen?
Wie man es dreht und wendet: Um sorgfältige Praxistests oder einen reichen Erfahrungsschatz kommt man bei der Wahl der Schriftart nicht herum. Je länger die Texte des jeweiligen Webprojektes sind, desto mehr Zeit sollten Sie sich dafür nehmen. Die oben genannten Faustregeln sind von daher nur als ein erster Anhaltspunkt zu verstehen und dürfen jederzeit gebrochen werden, wenn man sich mit der tatsächlichen Leserlichkeit einer bestimmten Schrift ausgiebig beschäftigt hat.